Tipps für die Smartphone-Einrichtung beim achten Digitalcafé

Eine dicke Orange mit blauen Kulleraugen, der Tränen die Wangen herunterrollen – das war wohl das einprägsamste Bild aus dem Vortrag „Smartphone-Umzug leicht gemacht“ am 10. Oktober beim achten Digitalcafé im Gewölbekeller des Eichenzeller Herrenhauses. Referent Michael Werthmüller hatte sich den Spaß erlaubt, die Bilder seiner Präsentation von einer Künstlichen Intelligenz erstellen zu lassen – mit teilweise schrägen Ergebnissen. Die weinende Zitrusfrucht sollte verdeutlichen, wie wichtig Backups* beim Smartphone sind – und wie schmerzhaft die Folgen sein können, wenn man keines hat. Denn: Wer sein Mobilgerät verliert, beschädigt oder gestohlen bekommt, verliert schnell auch unwiederbringlich persönliche Daten, Kontakte, Benutzereinstellungen und Fotos. Aber auch beim Einrichten eines neuen Smartphones – Schwerpunktthema der Veranstaltung von Smart City Eichenzell, dem Herrenhaus (antonius) sowie Leben und Arbeiten in Eichenzell e.V. – gilt: „Kein Backup, kein Mitleid!“

„Kein Backup, kein Mitleid“: Referent Michael Werthmüller legte den Gästen ans Herz, das Thema Backup nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Wann das Smartphone ausgetauscht werden sollte

„Woher weiß ich, wann ich ein neues Smartphone brauche?“, interessierte die gut 20 Gäste des Vortrags. „Spätestens dann“, grinste Werthmüller und zeigte Fotos von eindrucksvoll zerstörten Smartphones – nach einem Sturz völlig in Einzelteile zerlegt oder mit der berühmten „Spider-App“* verziert. Aber auch, wenn es keine Aktualisierungen der Software oder App-Updates mehr gebe, sei es an der Zeit zu wechseln. Durchschnittlich geschehe dies alle sechs Jahre. Natürlich könne man sein Smartphone dennoch länger verwenden. Die Funktionen neuester App-Versionen basierten jedoch zunehmend auf Künstlicher Intelligenz: „Wenn Sie dafür nicht mehr das neueste Betriebssystem haben, weil Ihr Handy zu alt ist, sind Sie bei solchen Apps leider schlicht raus.“

„Welche Smartphones sind empfehlenswert?“, war die nächste Frage aus dem Publikum. Werthmüller betonte, das sei geschmacksabhängig: „Apple-Geräte haben beispielsweise den Ruf, sehr benutzerfreundlich zu sein, weil das Betriebssystem immer auf die gleiche Weise funktioniert. Aber wer zum ersten Mal ein iPhone in der Hand hat, muss sich trotzdem erst einmal hineinfuchsen.“ Er empfahl: „Wenn Sie mit Ihrer Handymarke grundsätzlich zufrieden sind, bleiben Sie dabei. Sie machen sich das Leben leichter.“

Eine Wolke voller gespeicherter Daten

Wie kommen die Daten des alten Geräts auf das neue? „Hier kommt nun das Backup zum Tragen“, erläuterte Werthmüller. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Die externe Sicherung

    Nutzer:innen können ihre Daten auf einem externen Datenträger sichern. Viele Smartphone-Hersteller:innen bieten dafür kostenlose Software zum Herunterladen an, mit der sich Daten in einen frei gewählten Speicherort (beispielsweise eine externe Festplatte oder einen USB-Stick*) übertragen lassen. Oder man sichert per USB-Kabel, etwa zwischen Smartphone und PC. Apps lassen sich auf diesem Weg zwar nicht sichern. Allerdings liegen sensible Daten wie beispielsweise Fotos sicher auf dem heimischen Rechner oder der Festplatte und nicht auf Firmenservern*.

    2. Die Sicherung in der Cloud*

    Google und Apple stellen ihren Kund:innen kostenlose Speicherkapazitäten in einer Cloud zur Verfügung, wo Daten zum Betriebssystem, Kontakte, Kalender, E-Mails, Passwörter und Notizen verschlüsselt gespeichert werden – allerdings nur, wenn man am Handy unter „Einstellungen“ die entsprechende Sicherungsautomatik aktiviert. Die regelmäßige Sicherung erfolgt üblicherweise nachts und erfordert mindestens zwei Stunden Inaktivität des Geräts sowie WLAN – „also bitte Ihr Smartphone nachts nicht ausschalten oder den Flugmodus aktivieren, dieser kann das Update behindern“, sagte Werthmüller. Bei Software-Updates sollte das Gerät sogar unbedingt am Ladekabel hängen. Unter „Einstellungen“ könne man jederzeit einsehen, wann das letzte Backup erstellt worden sei.

    Die kostenlosen Speicherkapazitäten sind allerdings begrenzt, zusätzlichen Speicher muss man bezahlen. Wer seine Daten nicht Google anvertrauen möchte – das Unternehmen wird regelmäßig für seinen schwachen Datenschutz kritisiert –, kann alternativ Backup-Programme der Smartphone-Hersteller:innen nutzen, beispielsweise von Samsung. Diese funktionieren allerdings meist nur innerhalb des eigenen Systems: Beim Wechsel der Handymarke können die Daten nicht immer mitgenommen werden. „Für welche Backup-Variante Sie sich entscheiden, ist – wie bei so ziemlich allem, was das Smartphone betrifft – eine Abwägungssache“, so das Fazit Werthmüllers.

    Anne Jana (links, Smart City Eichenzell) und Laura Albrecht (antonius) leiteten in ein Thema ein, das für viele Menschen angstbesetzt ist: das Einrichten eines neuen Smartphones.

    Das Smartphone als Umzugshilfe

    Wenn das Backup aktuell sei, sei der Umzug vom alten auf das neue Smartphone im Allgemeinen leicht zu bewerkstelligen. Beim PC, USB-Stick oder einer externen Festplatte gehe man den umgekehrten Weg und übertrage die Daten, beispielsweise per Kabel oder Bluetooth*, auf das neue Gerät. Die Cloudlösung sei etwas komfortabler: „Sobald Sie das neue Handy einschalten, wird es Sie fragen, ob es sich um ein neues Gerät handelt und ob es Daten übertragen soll“, so Werthmüller. Nach Bestätigung ziehe sich das neue Gerät die Backupdaten aus der Cloud und installiere sie an den gleichen Orten wie beim alten Smartphone. Das dauere zwischen ein und zwei Stunden. „Wenn es schneller gehen soll, bereinigen Sie vorher Ihr Altgerät“, empfahl Werthmüller und ergänzte schmunzelnd: „Ich unterstelle mal, dass mindestens 50 Prozent von Ihnen gerne fotografieren, aber nur wenige von Ihnen regelmäßig unnötige Fotos löschen. Habe ich Recht?“ (Zu) viele Fotos und Videos aber verlängerten auch die Dauer der Datenübertragung.

    Bei Android-Smartphones frage der Einrichtungsassistent, ob man das neue Handy mit seinem Google-Konto synchronisieren möchte. Alternativ könne man Umzugs-Apps der Gerätehersteller:innen (siehe „Tipps & Tricks“) auf dem alten und dem neuen Gerät installieren. Bei den neuesten iPhones von Apple reiche es sogar aus, für den Datentransfer beide Mobiltelefone nebeneinander zu legen. Wichtig: „In allen Fällen müssen die Geräte ausreichend geladen sein sowie WLAN und Bluetooth aktiviert sein. Und Sie dürfen auf gar keinen Fall während des Übertragungsprozesses die SIM-Karte* herausnehmen“, warnte Werthmüller und erzählte von einem Teilnehmer eines Digitalisierungskurses, der das getan hatte. Die Folgen seien verheerend gewesen: Alle seine Daten seien verloren gegangen.

    Der Datentransfer klappe auch zwischen Geräten unterschiedlicher Hersteller:innen: dann aber oft per Kabelverbindung, nicht durch Nebeneinanderlegen. Für den Zugriff auf das Backup aus der Cloud brauchen Nutzer:innen je nach Anbieter:innen entweder ihre Apple-ID und ihr Passwort oder ihren Google-Account (gmail-Adresse) plus Passwort – und die PIN* zur Freischaltung des alten Geräts. „Diese sollten Sie sich unbedingt irgendwo notieren. Denn die kann Ihnen niemand sonst nennen, weder der Hersteller noch der Anbieter Ihres Betriebssystems. Ohne PIN kommen Sie nicht mehr an Ihre Daten heran“, sagte Werthmüller und formulierte den anfangs erwähnten Spruch um: „Backup, aber keine PIN – trotzdem kein Mitleid!“

    „Mal sehen, wie alt Ihr WhatsApp-Backup ist“: Michael Werthmüller (Mitte) erklärte, wie man das herausfindet.

    Kurznachrichtendienste tanzen aus der (Backup-)Reihe

    Es könnte alles so einfach sein, wenn nicht… ja wenn nicht die Kurznachrichtendienste (die sogenannten Messenger) ihr eigenes Süppchen kochten. „Leider werden Kurznachrichtendienste wie WhatsApp, Signal oder Threema nicht automatisch überspielt“, erläuterte Werthmüller. Daher komme man nicht umhin, auch bei diesen regelmäßige Backups einzurichten. So könne man in vielen Messengern unter „Einstellungen/Chats“ Zeitintervalle für die automatische Datensicherung festlegen. Da auch diese Backups nachts durchgeführt würden, sollte man seine Chatverläufe* vor der Datenübertragung auf ein Neugerät noch einmal manuell sichern, um zu gewährleisten, dass diese aktuell seien. Anschließend öffne man am neuen Handy den jeweiligen Messenger und könne dort die Chats über das Backup wiederherstellen.

    Was man nach der Datenübertragung tun sollte

    Wie geht es nach dem Datentransfer weiter? „Überprüfen Sie unbedingt, ob alles übermittelt wurde“, riet Werthmüller. „Sollten Daten fehlen, starten Sie die Übertragung erneut“. Nicht übertragene Apps ließen sich von neuem aus dem App- oder Playstore herunterladen – ohne sie ein zweites Mal bezahlen zu müssen. Manchmal müsse man sich in übertragene Apps auch erst wieder neu einloggen, damit sie funktionierten. Dies gelte beispielsweise für Apps von Banken.

    Sei alles an Ort und Stelle, sollte fortan nur noch das neue Gerät benutzt werden. Das alte könne man auf die Werkseinstellungen zurücksetzen, um sicherzustellen, dass keine Daten zurückblieben. Was geschieht mit dem Altgerät? „Bitte nicht in der Schublade versauern lassen“, plädierte Werthmüller. Besser sei es, es zu verkaufen, zu verschenken oder zu spenden. Denn in den Geräten steckten wertvolle Rohstoffe wie Seltene Erden, Kobalt, Silber und Coltan, die aufwändig gewonnen werden müssten. So reduziere man Elektroschrott und schone Ressourcen und die Umwelt.

    Im Anschluss an den Vortrag ließen sich viele Gäste von Ehrenamtlichen beraten oder sahen sich an einem Thementisch das WhatsApp-Backup genauer an.

    Der nächste Termin für das Digitalcafé ist der 05. November von 18-20 Uhr im Gewölbekeller des Herrenhauses Eichenzell, Am Hof 12. Das Thema für diesen Abend: „E-Gesundheit: die digitale Patientenakte“. Referentin ist Sara Fackert.

    Wissenstransfer: Digitallotsin Claudia Hartung im Austausch mit einem Teilnehmer.

    Tipps und Tricks

    *Glossar

    Backup [gesprochen „bäk-ap“]: eine Sicherheitskopie Ihrer Daten, auf die Sie zurückgreifen können, wenn die ursprünglichen Daten verloren gehen. Beim Smartphone sind das zum Beispiel Kontakte, Apps, Einstellungen und Fotos.

    Spider-App [„speida äpp“, engl. für „Spinnen-Anwendung“]:ein nach einem Sturz spinnennetzartig gesplittertes Handydisplay (=Bildschirm), das häufig mit eingeschränkten Bedienfunktionen des Geräts einhergeht.

    USB-Stick [„ju es bi stik“]: ein kleines kabelloses Speichergerät. USB steht dabei für Universal Serial Bus [„junivörsel siriel bas“] und meint eine universelle Schnittstelle, mit der sich der Stick [übersetzt etwa Stab, Stock, Stift] an einen Computer oder ein anderes Endgerät zur Datenübertragung anschließen lässt.

    Server [sörver]: ein leistungsstarker, zentraler Rechner, der anderen mit ihm vernetzten Computern und deren Nutzer:innen seine Ressourcen, Programme und Anwendungen zur Verfügung stellt – und eben auch Speicherplatz.

    Cloud [„klaud“, englisch für „Wolke“]: Daten werden auf Servern an externen Standorten gespeichert. Diese werden von Drittanbieter:innen verwaltet und gesichert und sind für die Dateninhaber:innen über das Internet zugänglich.

    Bluetooth [„blu tuutʰ“ (gehauchtes h), englisch für „Blauzahn“]: ein Industriestandard zur kabellosen Übertragung von Daten per Funktechnik. Über die Bluetooth-Schnittstelle kommunizieren Handys, Smartphones, PCs und Tablets, aber auch die Freisprechanlage oder das Radio im Auto miteinander.

    SIM-Karte: für den Betrieb eines Handys erforderliche kleine rechteckige Chipkarte, die in ein Mobiltelefon eingesteckt wird und zur Identifikation der Nutzer:innen im Netz dient. SIM steht dabei für „Subscriber Identitity Module“ [„sabskreiber eidentiti modjul“], etwa „Teilnehmer:innen-Identitätsmodul“.

    PIN: eine vierstellige Identifikationsnummer, mit der man sein Handy sperren oder entsperren kann.

    Chat [„tschät“ von engl. to chat „plaudern, sich unterhalten“]: In einem Chat schreibt und verschickt man online Nachrichten. Adressat:innen erhalten die Nachricht in Echtzeit.