Zehntes Digitalcafé stimmt auf „App-vents“-Zeit ein

Die Mikrofonanlage überraschend ausgefallen; eine Referentin mit Katzennotfall beim Tierarzt; Übertragungsstecker, die nicht mehr zum neuesten iPhone passen und eine versehentlich im Treppenhaus eingesperrte Mitarbeiterin – an manchen Tagen ist trotz bester Planung einfach der Wurm drin. So geschehen beim zehnten Digitalcafé am 05. Dezember im Gewölbekeller des Herrenhauses mit dem Thema „Ein Jahr Digitalcafé – Jahresrückblick und Apps zur Adventszeit“. Trotz (oder wegen?) der teilweise ziemlich schrägen Pannen war die Stimmung im Publikum geradezu ausgelassen und es wurde viel gelacht. Den Veranstalterinnen von Smart City Eichenzell, dem Herrenhaus (antonius) und dem Verein Leben und Arbeiten in Eichenzell gelang es dann auch mit nur kleiner Verzögerung, die meisten Technikprobleme zu lösen, sodass am Ende doch noch alles stattfinden konnte. Dabei half sicher auch die Nervennahrung in Form von zahlreichen selbstgebackenen Plätzchen, die die Gäste mitgebracht hatten…

Wat mutt, dat mutt: Anne Jana (l.) und Claudia Hartung (r.) mit stilgerechter Kopfbedeckung.

Digitalcafé von Beginn an Publikumsmagnet

„Ein Jahr Eichenzeller Digitalcafé, das Ergebnis kann sich sehen lassen“, zog Anne Jana von Smart City Bilanz. Von Anfang an sei die Veranstaltung gut besucht gewesen und sie könne mittlerweile auf einen festen Stamm an Gästen und Ehrenamtlichen aus allen Eichenzeller Ortsteilen zurückgreifen. Zudem seien bei jedem Termin Neuzugänge dabei – „sogar immer häufiger von außerhalb von Eichenzell, darüber freuen wir uns riesig.“ Insgesamt beobachte sie, dass nicht mehr nur Senior:innen, sondern auch Jüngere regelmäßig teilnähmen – beispielsweise Bewohner:innen des Herrenhauses. Somit erfülle die Veranstaltung den Anspruch der Veranstalterinnen, inklusiv – das heißt offen für alle Interessierten – zu sein. Auch mit den Themen – von Fotografie über Sicherheit im Netz und das Einrichten von Smartphones bis hin zu Kurznachrichtendiensten, Musik-, Outdoor- und Notfall-Apps sowie der elektronischen Patientenakte – habe man 2024 offenbar ins Schwarze getroffen. Und: „Die Wunschliste der Teilnehmenden für 2025 ist bereits lang“. Neben externen Personen seien zuletzt erstmals auch Ehrenamtliche als Referent:innen aufgetreten. „Sich selbstständig in ein Digitalisierungsthema einzuarbeiten und es für das Publikum verständlich und unterhaltsam aufzubereiten – das ist eine großartige Leistung“, lobte Anne Jana.

Bürger:innen werden zu Digitalisierungsexpert:innen

Jana nannte außerdem eine weitere erfreuliche Entwicklung: „Immer häufiger sehen wir unsere Gäste untereinander fachsimpeln und sich gegenseitig beraten. Genau da wollen wir hin in der Smart City Eichenzell: zu einer Gemeinschaft aus Bürger:innen, die sich mutig mit der Digitalisierung auseinandersetzen, sich gegenseitig helfen und den digitalen Wandel in ihrer Kommune aktiv und selbstbewusst gestalten. Dass das so schnell anläuft, hätten wir uns allerdings nicht träumen lassen.“ Im nächsten Schritt wolle man im nächsten Jahr aus diesen Kreisen weitere Ehrenamtliche gewinnen. „Durch ihre beruflichen Qualifikationen und ihre Lebenserfahrung haben auch Ältere beste Voraussetzungen, um sich die digitale Welt anzueignen. Alles was sie brauchen, ist eine kleine Starthilfe und eine ‚Community‘ von Gleichgesinnten, mit denen sie sich austauschen können.“ Diese Selbstermächtigung habe auch in anderen Bereichen Folgen: So hätten sich bereits jetzt Teilnehmer:innen gemeldet, die im geplanten Veranstaltungs- und Begegnungszentrum am Eichenzeller Bahnhof zukünftig ehrenamtliche Angebote schaffen möchten. „Hier zeigt sich einmal mehr: Digitale Teilhabe zu ermöglichen bedeutet zugleich gesellschaftliche Teilhabe zu stärken“, sagte Anne Jana.

Ann-Kristin Heil erläuterte, wie man in wenigen Schritten eine professionell aussehende Grußkarte zu Weihnachten gestalten kann.

Backen, Weihnachtslieder hören, Postkarten gestalten

Nach einem kurzen Themenrückblick in Form eines Quiz‘ stellten Anne Jana sowie die Ehrenamtlichen Ann-Kristin Heil und Claudia Hartung Apps für die Adventszeit vor:

Mit der App „Weihnachtsmusik.fm“ des Anbieters Regiocast GmbH & Co. KG aus Kiel kann man Weihnachtslieder hören. Dabei wählt man aus 16 Streams mit unterschiedlichen Schwerpunkten – darunter Rock, Pop, Oldies, Klassik, Chormusik, Kinderlieder oder die besten Weihnachtshits. Außerdem lesen Prominente Weihnachtsgeschichten vor. Die App ist kostenlos, allerdings nicht werbefrei.

In der App „Weihnachtsmusik.fm“ kann man zwischen 16 Weihnachtslieder-Streams wählen.

MyPostcard“ ist eine kostenlose App von MyPostcard GmbH aus Berlin. Damit lassen sich aus Fotos mit eigenen oder vorgefertigten Designs Post- und Grußkarten gestalten und weltweit versenden. Die Postkarte wird in der App erstellt und anschließend vom Unternehmen gedruckt und verschickt. Auch Blankosets können bestellt werden. Kosten: ab 3,49€ pro Postkarte inklusive Versand.

Aus Fotos werden mit wenigen Klicks selbstgestaltete Postkarten: die App „MyPostcard“.

Kuchen, Kekse, Desserts, Eis oder pikantes Gebäck: Wer gerne süß oder herzhaft nascht, dem stellt die App „Backen macht glücklich“ (von Kathrin Runge, Kosten: 3,99€) werbefrei über 700 Rezepte zur Verfügung. Mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen, Umrechnung von Mengenangaben und Einkaufsliste. Außerdem im Angebot: Rezepte ohne Zucker, ohne Gluten, Low Carb oder vegan.

Rezepte, Einkaufslisten, Videos und eine Notizenoption bietet die Bezahl-App „Backen macht glücklich“.

Pinterest“ (Anbieter: Pinterest Inc. mit Hauptsitz in San Francisco) ist zugleich visuelle Suchmaschine und soziales Netzwerk. Auf einer Online-Pinnwand können Nutzer:innen Ideen sammeln und Bilder und Videos teilen. So lassen sich Hobbys und neue Trends entdecken sowie Bastel-, Einkaufs-, Einrichtungs- oder Styling-Tipps finden. Die App ist kostenlos, enthält aber Werbung.

 Alle genannten Apps lassen sich über die üblichen App Stores finden und herunterladen.

Von „Lozzen“ und „Tabletts“

Zum Abschluss des Digitalcafés spielten die Veranstalterinnen ein Weihnachtslied der besonderen Art vor: Michael Werthmüller, Dozent des Digitalisierungskurses in Eichenzell, ließ mit einem von einer Künstlichen Intelligenz geschriebenen Lied grüßen. Hier ein Auszug:

„Im Digitalcafé, da leuchtet der Baum. /Senioren zücken ihre Smartphones, kaum zu glauben, wie ein Traum.

Sie tippen und sie wischen von früh bis spät, / mit Digitallotsen wird Neues entdeckt.

In der Smart City ist ja immer was los: / E-Mails und Apps jetzt sorgenlos.

Ein Lächeln hier, ein Klick dort, / nicht mehr analog, stattdessen digitaler Komfort.

Oh, Weihnachten im Digitalcafé: / Alles leuchtet und funktioniert okay.

Senioren finden Freude, ganz klar, / mit W-LAN und Glühwein wunderbar.

Digitallotsen helfen, wo sie können, / auf dem Tablet oder Smartphone sich zu kennen,

Im Teamwork wird gelernt und gelacht / Technik bringt uns zusammen in der kalten Nacht.“

Die Anwesenden waren sich einig: Abgesehen von einer etwas experimentellen Aussprache („Lozzen“ statt „Lotsen“ und „Tabletts“ statt „Tablets“), der unfreiwilligen Komik und einer leicht holperigen Grammatik war das Lied kaum mehr als künstlich zu erkennen. Gruselig? Ja. Die Zukunft? Auch das. Mit „Verknallt in einen Talahon“ hat es in diesem Jahr immerhin schon das erste KI-generierte Lied in die deutschen Charts geschafft. Ein Grund mehr, das Thema KI im nächsten Jahr im Digitalcafé zu behandeln, oder?

Liebe Gäste des Digitalcafés aus Eichenzell und der Region: Wir bedanken uns für Ihre Unterstützung und wünschen Ihnen eine schöne Adventszeit und frohe Weihnachten. Bleiben Sie dem Digitalcafé auch im nächsten Jahr treu! Über die neuen Termine und Themen informieren wir Sie im Januar 2025.

Das Team von Smart City Eichenzell, dem Herrenhaus (antonius) und Leben und Arbeiten in Eichenzell e.V.