
Am Ende kamen sogar die Barhocker zum Einsatz: So groß war der Besucheransturm beim Digitalcafé am 06. Februar, dass die 50 Stühle im Gewölbekeller des Eichenzeller Herrenhauses nicht reichten. Mit dem Schwerpunkt „Fotos auf dem Smartphone verwalten“ hatten die Veranstaltenden von Smart City Eichenzell, dem Herrenhaus (antonius) und Leben und Arbeiten in Eichenzell e.V. ein von vielen Gästen gewünschtes Thema aufgegriffen. „Ich finde Fotos nicht mehr“, „Mein Handyspeicher ist voll“, „Ich habe so viele doppelte Bilder“ – zahlreiche Hobbyfotografen im Raum fanden sich in diesen Aussagen wieder. Referent und Fotograf Michael Werthmüller nahm die Gäste zu einer „digitalen Aufräumtour“ mit und erläuterte, wie man Fotos am Smartphone sichert, bearbeitet und sortiert.
Bilder finden: Kennen Sie die Speicherorte Ihres Smartphones?
„‘Mist, der Film ist voll!‘, den Fluch kennen Sie sicher auch noch, oder?“, fragte Michael Werthmüller zum Einstieg. „Mit dem Smartphone gehört dieses Problem zum Glück der Vergangenheit an. Allerdings verleitet uns die ‚Kamera in der Hosentasche‘ heutzutage dazu, viel zu viele Fotos zu machen, die uns anschließend leicht über den Kopf wachsen, wenn wir uns nicht darum kümmern.“ Um seine Fotos zu verwalten, müsse man zunächst wissen, wo die Bilder gespeichert würden. „Die neueren Geräte haben alle Fotoverwaltungs-Apps vorinstalliert“, so Werthmüller. Bei Android sei dies üblicherweise die App „Galerie“, bei Apple die App „Fotos“. „Schauen Sie mal, welche App Sie auf Ihrem Gerät haben – die Logos erinnern immer irgendwie an Blümchen“. In diesen Mediatheken landeten Fotos automatisch, sobald man sie gemacht habe – alle zusammen und nur nach Aufnahmedatum sortiert.
Für den Fall der (Un-)Fälle: Bilder regelmäßig automatisch oder manuell sichern
Sicher seien die Fotos dort allerdings nur bedingt. Denn Smartphones könnten gestohlen werden, kaputtgehen oder – wie Werthmüller schmunzelnd von einem Bekannten berichtete – unter der Motorhaube eines Autos vergessen werden und verschmoren: „Wenn Sie Ihre Bilder nicht extern gesichert haben, verlieren Sie in so einem Fall schnell unwiederbringlich alle Ihre Fotos“, warnte er. Google biete mit „Google Fotos“ einen kostenlosen Online-Dienst an, der Fotos automatisch im Google-Konto sichere. Dazu müsse man allerdings vorab beim Einrichten der App die automatische Sicherung aktivieren, der Speicherplatz sei auf 15 Gigabyte* beschränkt. Nach eigenen Aussagen verwende Google diese Fotos nicht für Werbezwecke und verkaufe sie auch nicht an Drittanbieter. Bei Apple-Geräten könne man iCloud-Fotos aktivieren und dadurch Fotos und Videos automatisch in der Cloud* speichern. Daneben könne man Fotos natürlich auch per USB-Kabel auf den PC oder eine externe Festplatte ziehen.



Wer löscht, gewinnt
„Wer von Ihnen fotografiert ein Blümchen genau einmal?“, fragte Wertmüller und: „Wer fotografiert es zehnmal und aus verschiedenen Perspektiven?“. Als verlegen lächelnd Hände gehoben wurden, beruhigte er: „Absolut verständlich aus Sicht eines Fotografen, oft macht ein Perspektivwechsel ein Objekt interessanter. Nur – wer von Ihnen löscht gleich die weniger gelungenen Fotos?“ Als einige Gesichter daraufhin Bände sprachen, mahnte er: „Viele Menschen nehmen sich ernsthaft vor: ‚Ich lösche das später‘, aber später ist leider ein dehnbarer Begriff. Irgendwann holt es Sie doch ein. Im Nachgang drei Jahre alte Bilder nach doppelten Fotos durchzugehen, ist kein Spaß.“ Zwar seien neue Smartphones in der Lage, Doubletten zu erkennen – nicht aber ähnliche Bilder. Schnell sei dann der Speicher vollgelaufen und: „Ist der Speicher voll, geht auch kein Backup mehr!“
Nicht nur um Platz auf dem Smartphone zu schaffen, sei eine konsequente Bildverwaltung wichtig, sondern auch um Bilder leichter zu finden. Sowohl auf Android als auch auf iOS-Geräten ließen sich dafür Alben (siehe Tipps & Tricks) anlegen, in denen sich nach vielfältigen Kriterien Bilder einsortieren ließen. Werthmüller empfahl: „Benennen Sie die Ordner möglichst ‚sprechend‘, dann finden Sie auch das eine schöne Familienbild aus dem vorletzten Urlaub leicht wieder.“

Ohne Zusatz-App: Bilder im Handumdrehen bearbeiten
Wer seine Bilder im Nachgang aufwerten will, kann sie bearbeiten. „In jeder Foto-App ist eine Basis-Bildbearbeitungsprogramm vorhanden“, so Werthmüller. Darüber ließen sich Bilder drehen, spiegeln, beschneiden, die Helligkeit, Schärfe und Sättigung verändern oder Text, Zeichnungen oder Sticker einfügen. An einem Foto des Fuldaer Waldschlösschens zeigte er, wie man mit wenigen Handgriffen Glanzlichter setzt oder überbelichteten Stellen Konturen verleihen kann. „Testen Sie es aus, toben Sie herum!“, ermutigte er das Publikum. Dabei müsse niemand Angst haben, ein Bild zu zerstören. Denn die Fotos ließen sich jederzeit wieder in den Originalzustand zurücksetzen. „Vielleicht wird aus Ihnen ja der nächste digitale Picasso?“, schloss Werthmüller lächelnd.
Im Anschluss an den Vortrag testeten die Gäste die Bildbearbeitungs-App „Adobe Lightroom mobile“ und ließen sich von Ehrenamtlichen beraten.
Tipps & Tricks
- Vorsicht beim Löschen von Fotos: Wer in der Cloud Bilder löscht, löscht sie automatisch in der Fotoverwaltungs-App!
- Alben anlegen bei Android: In der Galerie oder Google Fotos-App auf „Album erstellen“ bzw. „+“ tippen und „Neues Album“ anlegen (Ablauf ist herstellerabhängig)
- Alben anlegen bei Apple iOS: In der Fotos-App bis „Alben“ scrollen*, dann darauf tippen und anschließend auf „erstellen“. „Neues Album“ auswählen, einen Namen vergeben und Bilder zuordnen
- Bei Alben stets überprüfen, ob Bilder in Galerie und Album doppelt angelegt werden oder nur als Verknüpfung: Ist letzteres der Fall, ist zwar kein doppelter Speicherplatz belegt. Löscht man das Bild in der Galerie, verschwindet es aber auch aus dem Album.
- Die App „Adobe Lightroom mobile“ findet sich in den gängigen Appstores. Sie ist kostenlos, erfordert allerdings eine einmalige Registrierung.
Der nächste Termin für das Digitalcafé ist der 06. März von 18-20 Uhr im Gewölbekeller des Herrenhauses Eichenzell, Am Hof 12. Das Thema für diesen Abend: „Reisen und Navigieren mit dem Smartphone“. Die weiteren Termine in 2025: 01.04., 13.05., 05.06., 03.07., 02.09., 01.10., 06.11. und 02.12 (Änderungen vorbehalten).
*Glossar
Gigabyte [gesprochen gigabeit, abgekürzt GB]: eine Maßeinheit für die Menge an digitalen Informationen, die gespeichert werden können. 1 GB = 1000 Megabyte.
Cloud [gesprochen klaud, englisch für „Wolke“]: Daten werden auf Servern an externen Standorten gespeichert. Diese werden von einem Drittanbieter verwaltet und gesichert und sind für die Dateninhaber über das Internet zugänglich.
Scrollen [gesprochen skroullen]: das Bewegen des sichtbaren Bereichs eines Bildschirms (von oben nach unten oder von links nach rechts oder umgekehrt), um an neue Inhalte jenseits der ursprünglichen Bildschirmansicht zu gelangen. Am PC erreicht man diesen Bildlauf über das Mausrad oder die Pfeiltasten der Tastatur, am Smartphone über das Ziehen des Fingers über den Bildschirm.