Felix Rudolph-von Niebelschütz begann mit einer Anekdote: „Medienerziehung von Kindern, das hieß für meine Eltern, dass sie den Fernsehschrank abgesperrt haben. So einfach war das damals. Heutzutage stehen Eltern vor unterschiedlichsten Herausforderungen mit einer Vielzahl von Mediengeräten – und alle zwei Jahre kommen neue Themen hinzu.“
Der Medienpädagoge von „Menschen und Medien e.V.“ bestritt am 17. September den Auftakt der neuen Vortragsreihe „Kinder in digitalen Welten begleiten“. Als Teil des Smart City-Projekts findet die Reihe für Eltern, Großeltern und andere Bezugspersonen von Kindern von nun an einmal im Monat im Smart City Forum Eichenzell statt. Zum ersten Termin mit dem Titel „Medien in der frühen Kindheit – Tipps zur Medienerziehung und -begleitung“ waren Väter und Mütter, aber auch Kita-Mitarbeiterinnen und ein Mann im Großvateralter erschienen.

Aus der Verkehrserziehung lernen
Den Unterschied zwischen Medienbildung und -erziehung erläuterte Rudolph-von Niebelschütz so: „Medienbildung besagt: ‚Was will ich meinen Kindern inhaltlich mitgeben?‘, Medienerziehung bestimmt die Rahmenbedingungen, beispielsweise: ‚Wie viel Medienzeit erlaube ich an welchen Geräten?‘ Beide Ansätze braucht man, um Kinder gut im Umgang mit Medien begleiten zu können.“
Die Realität sehe allerdings oft anders aus: „Der Umgang mit Medien verursacht in vielen Familien Streit“, so der Medienpädagoge. Dabei gehe es meist um unterschiedliche Meinungen darüber, wie lange Kinder welche Medien konsumieren sollten. Bei der Medienbildung und -erziehung gehe es jedoch um weit mehr als das. Analog verwies der Medienpädagoge auf die Verkehrserziehung, für die sich Eltern viel Zeit nähmen. „Anfangs gehen sie mit ihrem Kind an der Hand, erklären ihm technische Hilfen wie die Nutzung einer Drückampel, warnen es vor gefährlichen Orten und zeigen ihm sicherere Umgebungen wie Spielstraßen. Wenn sie ihrem Kind vertrauen, lassen sie nach und nach los – es darf etwa bis zur nächsten Straßenecke alleine vorauslaufen. Kommen Dreiräder und Fahrräder hinzu, begleiten Eltern auch dies – Schritt für Schritt und immer abhängig vom Alter und von den Fähigkeiten des Kindes, bis es sich eigenständig und sicher im Straßenverkehr bewegen kann. Genauso sollten Medienerziehung und Medienbildung ablaufen.“
Sich (mit) anschauen, was das Kind interessiert
Dies bedeute: Eltern sollten Interesse an der Erlebniswelt ihres Kindes zeigen und mit ihm über konsumierte Medien sprechen sowie diese gelegentlich mitschauen oder -spielen. „Was gefällt Dir daran so gut?“, „Was hast Du verstanden?“, „Diese Figur finde ich gruselig, geht Dir das auch so?“ seien Fragen, die das Kind einlüden zu erzählen, zu erklären und zu reflektieren. Gleichzeitig könne man die Gefühlswelt seines Kindes dadurch besser kennenlernen und einschätzen lernen, wie es Gesehenes verarbeite. Zwei schöne Nebeneffekte: Das Kind erfahre Aufwertung, weil es sich gegenüber den Eltern als Experte wahrnehme; und Kinder und Eltern fänden durch das gemeinsame Erleben eine gemeinsame Gesprächsebene.
Daneben gehe es darum, Regeln zu setzen oder zu vereinbaren, aber auch altersgerechte Erfahrungsräume (auch virtuelle!) zuzulassen. „Das Allerwichtigste ist jedoch, dass Eltern – bewusst oder unbewusst – Vorbilder sind. Wenn ich als Vater am Essenstisch ständig am Smartphone hänge, muss ich mich nicht wundern, wenn meine Kinder das über kurz oder lang übernehmen.“
Medienerziehung ab dem Kleinkindalter: früh übt sich
Rudolph-von Niebelschütz plädierte dafür, Medienerziehung bereits mit kleinen Kindern anzufangen: „Viele Eltern denken, dafür sei noch Zeit, wenn ihr Kind das erste Smartphone erhält. Doch das ist ein Trugschluss. Denn bis dahin haben die Kinder bereits eine Vielzahl an unbegleiteten Kontakten mit Medien gehabt und kopieren den Umgang von Erwachsenen und Freunden damit.“
In der Medienerziehung gelte wie bei jeder Art von Erziehung: Bis sie zwölf seien, könne man seinen Kindern Grundlagen und Werte vermitteln. Träten sie in die Pubertät ein, orientierten sie sich vermehrt an Gleichaltrigen und anderen erwachsenen Vorbildern. Dann sei es nur noch möglich, einen gewissen Rahmen zu setzen und über dessen Einhaltung zu wachen.
Voraussetzung für eine gute Begleitung sei, dass Eltern sich mit den Medien auch selbst auseinandersetzten. „Das bleibt uns Eltern leider nicht erspart, auch wenn es manchmal Zeit und Nerven kostet“, grinste Rudolph-von Niebelschütz. „Aber sehen Sie es so: Wenn Sie Ihre Kinder im Umgang mit Medien unterstützen, bedeutet das gleichzeitig, dass sie mit Ihrem Nachwuchs gut im Kontakt sind. Worum es bei der Medienbildung geht – dass Sie Interesse an der Erlebniswelt Ihres Kindes zeigen und mit ihnen über ihre Erfahrungen sprechen, dass Sie Regeln aushandeln, ihnen aber auch Räume zum Ausprobieren erlauben –, ist nichts anderes als eine gute Beziehungsarbeit, die für Sie in anderen Bereichen völlig selbstverständlich ist.“ Zum anderen halte man sich in puncto Medien selbst fit.
Die weiteren Termine im Jahr 2025 zum Vormerken:
29.10.2025, 12.11.2025, 10.12.2025 (Änderungen vorbehalten)