Marielene Schmidt-Nohl von antonius zauberte: Ein Klick, ein Foto und schon war der Termin für eine Singparty von einem Handzettel in ihren Smartphone-Kalender aufgenommen. „Leider geht das nur auf den neueren Apple-Geräten“, bedauerte die Inklusionsnetzwerkerin beim fünften Digitalcafé am 05. Juni im Gewölbekeller des Eichenzeller Herrenhauses. Auf vielfachen Wunsch der Besuchenden hatten die Veranstalter Smart City Eichenzell, das Herrenhaus (antonius) und Leben und Arbeiten in Eichenzell e.V. das Thema „Smartphone-Kalender“ in das Programm aufgenommen. „Dennoch ist die Richtung klar: Je intelligenter unsere Smartphones werden, desto mehr entwickeln sich digitale Kalender zu unverzichtbaren Alltagshelfern“, so Schmidt-Nohl.

Digitaler versus Papierkalender
„Digitale Kalender haben viele Vorteile gegenüber der Papierversion“, erläuterte Anne Jana von Smart City Eichenzell. „Sie sind jederzeit und an jedem Ort über Smartphone und Computer verfügbar, nehmen keinen Platz weg und Termine können leicht hinzugefügt, verschoben oder mit Anmerkungen versehen werden“. Anders als der Papierkalender böte die digitale Alternative Zusatzfunktionen wie automatische Erinnerungen, Benachrichtigungen und synchronisiere* Inhalte mit anderen Geräten oder E-Mail-Diensten. Da der Kalender für den Nutzer quasi mitdenke, sei es leichter geworden, an Termine wie Arztbesuche oder Geburtstage zu denken. Auch das Teilen von Terminen oder gesamten Kalendern mit anderen Menschen sei ein großes Plus und erleichtere die Koordination von Urlauben und Treffen von Großfamilien oder Freundesgruppen.
Daneben biete der digitale Kalender viele Möglichkeiten zur Gestaltung. „Wollen Sie beispielsweise berufliche und private Termine übersichtlich trennen, können Sie mit Farben und Kategorien arbeiten“, so Jana. Auch ließen sich Einträge filtern und gezielt suchen sowie wiederkehrende Termine einmalig eintragen. Wichtige Termine könne man sich zudem über ein Widget* direkt auf dem Startbildschirm anzeigen lassen.
Der richtige Kalender: Google, Apple oder…?
Welche Kalender-App ist die richtige für mich? „Viele Kalender sind ähnlich aufgebaut“, so Anne Jana. Beispielsweise böten die meisten eine Tages-, Wochen- und Monatsübersicht mit optional anzeigbaren Feiertagen und Geburtstagen, zwischen denen man hin- und herspringen könne. Dennoch gebe es Unterschiede in der Bedienbarkeit und dem Design. „Wie immer gilt Ihr eigenes Erleben: Wie intuitiv lässt sich der Kalender bedienen? Erfüllt die App Ihre Bedürfnisse, beispielsweise wenn Sie besonders viele Farben zur Sortierung brauchen oder einen übersichtlichen Familienkalender benötigen?“
Wer noch nie eine Kalender-App genutzt habe, dem empfehle sie zunächst, die auf den Smartphones üblicherweise vorinstallierten kostenlosen Kalender von Google, Apple oder einen herstellereigenen wie den von Samsung auszuprobieren. „Diese Kalender sind in der Regel an ein Konto geknüpft, cloudbasiert* und gleichermaßen über den PC wie auch über mobile Formate verfügbar“, erläuterte Jana. „Das bedeutet, dass Ihre Termine immer synchron sind und sie nicht – wie bei einigen anderen Kalendern nötig – manuell synchronisiert werden müssen.“ Sehr praktisch: Viele dieser Kalender ließen sich problemlos mit Kalendern anderer Anbieter synchronisieren. Gleichzeitig werfe all dies jedoch datenschutzrechtliche Fragen auf: „Worauf haben die Terminkalender Zugriff? Wo werden Daten gehostet* und welche davon geben Anbieter an Dritte weiter? Im Zweifel greifen Sie lieber auf Alternativen zurück.“ Datenschutzkonformere Kalender-Apps seien beispielsweise aCalendar oder der Proton Calendar.

„Der Apple-Kalender funktioniert sehr ähnlich“, so das Fazit von Marielene Schmidt-Nohl. Die Funktionen seien grundsätzlich die gleichen, auch synchronisierten sich alle verwendeten Apple-Produkte wie iPhones oder Mac-PCs automatisch. Wie bei Google ließen sich bei Terminen Standortfunktionen wie das Wetter und Karten des Veranstaltungsorts anzeigen. Schmidt-Nohl verwies insbesondere auf die Barrierehilfen für Menschen mit Hör- oder Sehbeeinträchtigungen: So ließen sich beispielsweise eine größere Schrift oder eine Sprachausgabe einstellen oder man könne sich an Termine über den Vibrationsalarm erinnern lassen. Per Sprachassistent seien Termine darüber hinaus besonders schnell erstellt („Hey Siri, erstelle mir einen Termin für morgen 10 Uhr: Arztbesuch“).
Familien- oder Paarkalender
Erneut am Beispiel von Google erläuterte Anne Jana, wie Familien- oder Paarkalender prinzipiell funktionieren. „Legen Sie auf dem PC – das geht bei Google nur über die Webversion – einen Familienkalender an und geben Sie ihn für ausgewählte Menschen frei. Diesen erteilen Sie individuelle Berechtigungen, was sie tun dürfen, beispielsweise Termine hinzufügen oder löschen. Ihre Familienangehörigen erhalten anschließend automatisch eine E-Mail, können dem Kalender beitreten und sehen alle dort eingetragenen Termine“, erklärte Jana. Voraussetzung: Das Mitglied müsse den Google-Kalender auf einem Gerät öffnen, auf dem es angemeldet sei. „Was ist, wenn meine Frau und ich bereits bestehende, aber unterschiedliche Kalender synchronisieren wollen?“, wollte ein Gast wissen. Hier die nachgelieferte Antwort: Nutzen Familienmitglieder unterschiedliche Anbieter von Kalendern, sind diese manchmal leider nicht kompatibel. In diesem Fall kann ein spezielles, jedoch häufig kostenpflichtiges Synchronisations-Tool helfen, das Termine bei allen Mitgliedern aktuell hält.
Im Anschluss an den Vortrag ließen sich einige Gäste von Ehrenamtlichen zu individuellen Kalenderfragen beraten. Viele ließen sich beantworten, zwei besonders skurrile blieben jedoch offen: Warum ein Mann an alle Termine doppelt erinnert wurde – und warum der Kalender einer Besucherin hartnäckig ägyptische Feiertage anzeigte…
Kalender-Tipps:
- Google: calendar.google.com
- Familienkalender auf Google anlegen: https://families.google.com/families
- Alternative Kalender: aCalendar (Tapir Apps GmbH, München), Proton Calendar (Proton AG, Schweiz) und Business Calendar 2 (Appgenix Software, Berlin)
Der nächste Termin für das Digitalcafé ist der 03. Juli von 18-20 Uhr. Das Thema für diesen Abend: „Online-Dating“. Referentin ist Katharina Meyer von Menschen und Medien e.V.
ACHTUNG: Ab dem nächsten Termin findet das Digitalcafé im Smart City Forum Eichenzell in der Fuldaer Straße 3A (ehemalige Sparkassenfiliale am Eichenzeller Bahnhof, Eingang durch die Glasschiebetür) statt. Die Räumlichkeiten sind ebenerdig zugänglich, barrierefreie sanitäre Anlagen vorhanden.
Die weiteren Termine in 2025: 02.09., 01.10., 06.11. und 02.12. (Änderungen vorbehalten). Kein Termin im August wegen Sommerpause.

*Glossar
Synchronisierung: das Abgleichen der Daten zwischen Smartphone und PC, Tablet oder Laptop. Voraussetzung: Eine Verbindung zwischen den Geräten über Kabel, Bluetooth oder andere Optionen. Für das Synchronisieren mit einer Cloud braucht es nur eine Internetverbindung.
Widget [gesprochen „witschet“]: zusammengesetzt aus „window“ (deutsch: Fenster) und „gadget“ (deutsch: Zubehör, technische Spielerei). Ein kleines, interaktives Element auf der Nutzeroberfläche von Smartphone, PC oder Laptop, das Informationen anzeigt und sich selbstständig aktualisiert. Beispiele: Kalender, Uhr, Wetter-App
Cloudbasiert [gesprochen „klaud“, engl. für „Wolke“]: Ressourcen wie Rechenleistung, Speicher und Anwendungen werden über das Internet bereitgestellt, funktionieren also unabhängig von mobilen Geräten.
Hosting [gesprochen engl. „housting“, „Gastgeber sein“]: das Bereitstellen von Speicherplatz und Infrastruktur auf einem Server, um Webseiten, Anwendungen oder Datenbanken für den Zugriff über das Internet verfügbar zu machen.