Digitalcafé: Navigieren und Reisen mit dem Smartphone

„Ich wusste gar nicht, was diese Apps alles können“, fasste eine Besucherin nach dem Digitalcafé-Vortrag „Reisen und Navigieren mit dem Smartphone“ am 06. März ihre Eindrücke zusammen. Im Fokus der Veranstaltungsreihe im Gewölbekeller des Eichenzeller Herrenhauses – organisiert von Smart City Eichenzell, dem Herrenhaus (antonius) und Leben und Arbeiten in Eichenzell e.V. – standen diesmal Apps, mit denen man sich unterwegs orientieren sowie verschiedene Verkehrsmittel nutzen kann. Obwohl einige der Gäste Apps wie „Google maps“ oder den „DB Navigator“ bereits verwendeten, war die Bandbreite an nützlichen Funktionen vielen nicht bekannt.

Anne Jana von Smart City (l.) und Laura Albrecht von antonius begrüßten die zahlreichen Gäste zum vierten Digitalcafé.

Google maps und Co.: Mehr als nur eine Karte

„Zunächst ist Google maps eine Landkarten-App“, stellte Laura Albrecht, Inklusionsnetzwerkerin bei antonius, klar. Sie zeige detaillierte Karten der ganzen Welt und könne auch die Position der Nutzenden ermitteln. Voraussetzung: Der Standort müsse am Smartphone freigegeben sein. Habe man sich beispielsweise verirrt, könne man anhand eines eingeblendeten blauen Punkts herausfinden, wo man gerade sei. Praktisch dabei: Ein blauer „Schatten“ zeige in die Himmelsrichtung, in die auch das Smartphone (und damit der Mensch) gerichtet sei. So könne man überprüfen, ob man in die richtige Richtung laufe. Komme man gar nicht weiter oder sei in einer Notlage, biete Google maps die Funktion, eine exakte Standortposition zu generieren und mit Angehörigen zu teilen. Neben der Standardansicht ermögliche es ein Ebenen-Symbol, zwischen verschiedenen Kartenebenen zu wechseln: So ließen sich beispielsweise Fahrradstrecken, öffentliche Verkehrsmittel, ein Satellitenbild oder Geländeformationen anzeigen. Sogar die aktuelle Luftqualität oder Flächenbrände könne man für eine bestimmte Region abfragen.

Daneben sei die App als Routenplaner zu verwenden. „Ob Sie mit dem Auto, zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind: Die App stellt Ihnen unter der Angabe von Zeit und Entfernung die passenden Strecken zusammen“, so Albrecht. Dabei würden auch aktuelle Verkehrsstörungen wie Baustellen und Staus berücksichtigt. Die   Wegbeschreibung lasse sich vor Fahrtbeginn auch offline herunterladen (gilt derzeit nur für Autofahrten) – ganz besonders hilfreich für Strecken mit Funklöchern.

Laura Albrecht demonstrierte, wie man durch das Auseinander- und Zusammenziehen von zwei Fingern auf dem Bildschirm eine Karte vergrößern und verkleinern kann.

Erweiterte Suchfunktionen zeigen den kürzesten Weg zur Tasse Kaffee

Neben diesen meist bekannten Funktionen biete Google maps weitere: „Sie können die App wie einen Suchhund oder einen Reiseführer benutzen“, erläuterte Laura Albrecht. Über einstellbare Filter zeige die Apps Unternehmen, Restaurants, Hotels, Einkaufsmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten in der Nähe an – inklusive Öffnungszeiten und Bewertungen von früheren Nutzerinnen und Nutzern. Gerade bei Reisen ins Ausland sei nützlich, dass man auf Wunsch auch Apotheken, Arztpraxen, Krankenhäuser, aber auch Parkplätze, Geldautomaten, Ladestationen für E-Autos sowie Postfilialen angezeigt bekomme. „Zwei ebenfalls sehr brauchbare Funktionen, die Geld und Zeit sparen: Bei Tankstellen werden in Echtzeit die aktuellen Benzinpreise eingeblendet, bei Parkplätzen häufig, ob sie etwas kosten“, sagte Laura Albrecht.

Trotz aller Popularität: Auch diese App weise die berüchtigten Datenschutzmankos der Google-Produkte auf: So speichere die App Suchbegriffe und Adressen, auch die Erfassung von Bewegungsmustern sei nicht auszuschließen. „Viele wissen nicht, dass es auf dem Markt andere ähnlich gute Navigationssysteme gibt, die zudem viel detailliertere Offline-Karten bieten und Nutzende stärker einbinden“, betonte Albrecht und nannte als Alternativen „HERE WeGo“ (Anbieter: ein Konsortium deutscher Automobilhersteller), „OpenStreetMap“ (beruht auf Open Source*, speichert keine Standorte, ist aber nur über den Browser* abrufbar,) sowie „waze“ (Nutzende aktualisieren Verkehrsdaten in Echtzeit, die App gehört aber mittlerweile ebenfalls zu Google) und „Apple Maps“ (nur für iOS-Geräte). „Es lohnt sich, andere Apps zu testen und Ihren Bedürfnissen entsprechend auszuwählen“, empfahl Albrecht. „Gerade wenn Sie viel zu Fuß unterwegs sind – etwa beim Wandern – oder gerne mit dem Auto abgeschiedene Gegenden erkunden, bietet Google maps nicht immer die aktuellsten Karten: Sie wären nicht die Ersten, die die App auf Wege schickt, die es gar nicht gibt oder irgendwo im Wasser enden.“

Eine App für den Nah- und Fernverkehr: Anne Jana stellte den „DB Navigator“ vor.

Reisebenachrichtigungen in Echtzeit: Die App „DB Navigator“

Vom Wandern zum Zugfahren: „Wer gerne den Zug nutzt, spart sich mit der App ‚DB Navigator‘ den Gang zum Fahrkartenschalter oder ins Reisezentrum“, erläuterte Anne Jana von Smart City Eichenzell die Vorzüge der kostenlosen offiziellen App der Deutschen Bahn. Kaufen und bezahlen ließen sich die Tickets über die App unter anderem per Kreditkarte, PayPal* oder SEPA-Lastschrift (letzteres nur mit Kundenkonto) – und das noch auf dem Bahnsteig, wenn der Zug schon einfahre. Das Ticket werde anschließend in der App hinterlegt und per QR-Code* vom Zugpersonal eingelesen. Auch Kundenkarten wie die BahnCard fänden sich in der App. „Ihr Smartphone muss natürlich ausreichend aufgeladen sein“, betonte Jana und berichtete, dass Sie im Fernverkehr stets ein Ladekabel griffbereit habe. ICEs und einige Regionalzüge böten Steckdosen am Platz an, dies sei bei einem Akkunotfall sehr praktisch.

„Ob Ihr Zug sich verspätet, Wagen ausfallen oder wo genau Ihr Wagen hält: All das zeigt Ihnen die App in Echtzeit an“, verriet Anne Jana. Auch Alternativrouten und ein Komfort-Check-In bei Fahrtantritt – dieser erspare eine weitere Kontrolle durch das Zugpersonal – würden angeboten.

Wie man per App einen Sitzplatz finden kann

Wer kennt das nicht: Man steigt in einen Zug ein und einige Passagiere sitzen schon auf dem Boden. Aber ist der Zug wirklich überfüllt oder gibt es doch noch freie Sitzplätze in anderen Wagen? „Wenn Sie bereits ein Ticket haben, können Sie sich über die Sitzplatzreservierung des DB Navigators freie Plätze anzeigen lassen“, verriet Jana. Dies sei zwar keine hundertprozentige Garantie, dass dort tatsächlich niemand sitze, „zumindest müssen Sie aber nicht unnötig Wagen für Wagen absuchen.“ Ein weiterer Kniff: In der App ließen sich regelmäßig genutzte Strecken als Favoriten speichern.

Auch regionale Fahrten decke die App ab und ermögliche mittlerweile auch die Buchung von Tickets des Nahverkehrs, beispielsweise Busfahrkarten. Sogar Fußwege würden mitgeliefert: „Geben Sie eine konkrete Zieladresse ein, nennt Ihnen die App nicht nur alle Verkehrsmittel bis zur letztmöglichen Haltestelle, sondern zeigt Ihnen auf einer Karte die restlichen Meter zu Fuß bis zu Ihrem Ziel an.“ Alternativ könne man natürlich Nahverkehrs-Apps nutzen, in Hessen beispielsweise die App „RMVgo“ des Rhein-Main-Verkehrsverbunds.

Im Anschluss testeten viele Gäste an Thementischen die vorgestellten Apps und ließen sich von Ehrenamtlichen zu individuellen Fragen beraten.

Nach dem Vortrag arbeiteten viele Gäste in Kleingruppen an Thementischen weiter.

Tipps & Tricks

Drei Digitallotsen tauschen sich mit Besucherinnen über Smartphone-Fragen aus und recherchieren gemeinsam.

*Glossar

Open Source [engl. für „offene Quelle“, gesprochen „open soors“]: Software, deren Quelltext öffentlich ist und von Dritten eingesehen, geändert und genutzt werden kann

Browser [gesprochen „brauser“]: ein Programm, das Webseiten im Internet anzeigt, zum Beispiel „Firefox“, „Google Chrome“ oder „Microsoft Edge“

PayPal [gesprochen „Peypäl“]: ein Zahlungssystem, mit dem man online einkaufen, bezahlen und weltweit Geld senden oder empfangen kann

QR-Code [Abk. steht für „quick response“, gesprochen „kwik rispons“, engl. für „schnelle Antwort“]: Ein QR-Code enthält innerhalb einer quadratischen schwarz-weißen Grafik ein Muster, in das Informationen eingebettet sind. Scannt man diesen Code mit einer Kamera, wird man beispielsweise direkt zu einer Webseite weitergeleitet.

Der nächste Termin für das Digitalcafé ist der 01. April von 18-20 Uhr im Gewölbekeller des Herrenhauses Eichenzell, Am Hof 12. Das Thema des Abends: „Smartphone-Kalender“. Die weiteren Termine in 2025: 13.05., 05.06., 03.07., 02.09., 01.10., 06.11. und 02.12. (Änderungen vorbehalten).