Sechstes Digitalcafé entführte in die Welt der Musik- und Audio-Apps

Nur zaghaft gingen die Hände im Gewölbekeller des Eichenzeller Herrenhauses am 04. Juli nach oben. Veranstalterin Anne Jana von Smart City Eichenzell hatte die Teilnehmer:innen des sechsten Digitalcafés gefragt, wer das Smartphone zum Musik- oder Podcasthören nutze. Zwei Frauen berichteten, ihre Kinder hätten ihnen Musik-Apps eingerichtet. Ein Mann lobte den Podcast „Osthessen hautnah“ von Osthessen-News, den er sich regelmäßig anhöre. Ein weiterer Gast war sich unsicher: „Ich höre mir immer die Aufnahmen der Predigten aus der katholischen Pfarrgemeinde über deren Webseite an. Heißt das, ich höre Podcasts?“

Die perfekte Einstiegsfrage in das Thema des Abends, „Musik- und Audio-Apps für das Smartphone“, präsentiert von Smart City Eichenzell, dem Herrenhaus (antonius) sowie Leben und Arbeiten in Eichenzell e.V.

Podcasts: nach Lust und Laune abspielbar

„Auch Predigten zum Nachhören erfüllen einige der Kriterien von Podcasts“, bejahte Laura Albrecht, Inklusionsnetzwerkerin bei antonius. Denn sie seien wie Podcasts sofort abspielbar und über unterschiedliche Geräte wie den Computer und das Smartphone zugänglich. Podcasts könnten allerdings mehr: Sie ließen sich in vielen Fällen herunterladen und auch offline anhören, wann, wo und wie lange man darauf Lust habe. Zudem seien sie auf unterschiedlichsten Streamingplattformen* zu finden.

„Podcast“ ist ein Kofferwort und setzt sich zusammen aus den Bestandteilen „Pod“ (iPod ist der Name eines tragbaren Medienabspielgeräts des Unternehmens Apple) und „cast“ (von Englisch „broadcast“, „Rundfunk“). Darunter versteht man eine Serie von Audiodateien im Internet, die von wenigen Minuten bis mehreren Stunden dauern können. Anders als beispielsweise Radiosendungen sind sie an keine festen Sendezeiten gebunden. Daher lassen sie sich gut in den persönlichen Tagesablauf einpassen.

Podcasts sind in der Regel kostenlos. Die Plattformen, über die sie bezogen werden, häufig allerdings nicht. Die Betreiber:innen dieser sogenannten Streamingdienste finanzieren sich meist über Werbung. Einstiegsversionen mit Werbeunterbrechungen können kostenlos über den App- oder Playstore auf das Smartphone heruntergeladen werden. Sobald man Podcasts werbefrei hören oder in den Genuss von Zusatzfunktionen wie der Speicherung des Verlaufs kommen möchte, muss man jedoch Premiumversionen buchen. Beispiele dafür sind Spotify, Amazon Music oder Deezer. Diese bieten teilweise auch kostengestaffelte Versionen für Studierende, Paare oder Familien an. Auf iPhones und iPads ist eine Podcast-App bereits vorinstalliert.

Viele Wege führen zum Wunsch-Podcast

Welche Podcast-Plattform ist empfehlenswert? „Die Frage lässt sich nicht pauschal beantworten“, so Laura Albrecht. Die Funktionen wie das Herunterladen oder Offline-Hören seien häufig ähnlich. Allerdings verfügten viele Streamingdienste über eigene Podcast-Produktionen, die nur über ihre Plattform verfügbar seien. Sie rate zum Austesten, wie intuitiv eine Seite handhabbar sei und ob die Podcast-Angebote dem persönlichen Geschmack entsprächen.

Um Podcasts werbefrei zu hören, müsse man aber nicht zwangsläufig Geld bezahlen. Neben den bezahlpflichtigen Plattformen gebe es auch kostenlose Angebote wie die Audiotheken der ARD oder die des Deutschlandfunks. Besonders umfangreich sei dabei die ARD-Audiothek: Neben Podcasts könnten auch öffentlich-rechtliche Live-Radiosendungen sowie Hörbücher und Hörspiele angehört werden.

Welche Podcast-Themen gibt es? „Grundsätzlich lassen die Themen von Podcasts keine Hörwünsche offen“, erläuterte Laura Albrecht. Ob Politik, Geschichte, Kultur, Musik, Gesellschaft, Sport, Kochen oder Religion: Podcasts gebe es für alle Interessen. Auch Fans von Dokumentationen, Interviews, Kriminalfällen, Comedy oder Diskussionen kämen auf ihre Kosten. Ebenso gebe es zahlreiche Sendungen für Kinder.

Wie findet man einen passenden Podcast?  „Auf unterschiedlichsten Wegen“, so Albrecht. Entweder direkt über Webseiten wie die der ARD-Audiothek oder Osthessen-News oder aber über die Suchfunktion einer Streamingplattform. Selbst für vermeintliche Nischeninteressen seien dadurch passende Podcasts zu finden. So ergab eine im Digitalcafé durchgeführte Testsuche nach „Grünkohl“ auf Spotify zu erwartende Treffer wie Gartenpodcasts, aber auch überraschende wie Kultursendungen oder den Podcast „Grünkohl mit Pita“ der Integrationsinitiative „Niedersachsen packt an“.

„Eine weitere Möglichkeit ist es, sich Podcasts empfehlen zu lassen“, erläuterte Albrecht. Seiten wie www.tonspion.de oder www.podwatch.io listeten aktuelle Podcasts zu bestimmten Themen auf oder veröffentlichten die Charts der beliebtesten Podcasts.

Musik-Apps finden, Musik-Apps verbinden

Für Musikliebhaber:innen erläuterte Anne Jana, wie man sich Musik-Apps zunutze machen kann. „Auch hier ist das Angebot immens und teilweise unübersichtlich“, so die Veranstalterin. Für die Musik-Apps gälten grundsätzlich die gleichen Vorteile wie bei den Podcastplattformen – großes Angebot, häufig on- wie offline hörbar, sofort abspielbar und über verschiedene Endgeräte zugänglich – und sie sparten Material und Kosten. „Wer zu Hause noch wie ich einen Schrank voller CDs hat, weiß, was ich meine“, scherzte sie. Auch Musikstreaming-Dienste seien ohne Werbung meist kostenpflichtig. Allerdings: „Für einen Festbetrag können Sie sämtliche auf der Plattform vorhandene Musik hören. Das sind je nach Plattform Millionen von Titeln, manchmal auch Musikvideos oder die dazu passenden Liedtexte. Wenn Sie viel Musik hören oder sich die Kosten mit Angehörigen im selben Haushalt teilen, lohnt sich das durchaus.“

Welche Musik-App ist die richtige für mich? „Bei der Auswahl des passenden Musikstreamingdienstes hilft es sich zu fragen: ‚Was ist mir wichtig beim Musikhören?‘“, erläuterte Anne Jana. Dem einen genüge es, die aktuellen Hitlisten zu hören, die sich auf vielen Plattformen fänden. Der andere suche ganz bestimmte Aufnahmen von klassischen Aufführungen. Der dritte wolle neue und unbekannte Bands aus aller Welt entdecken. Für all diese Vorlieben gebe es die passenden Apps: Spotify beispielsweise sei mit mehr als 600 Millionen Nutzer:innen und 50 Millionen Titeln der aktuell beliebteste Streamingdienst; Idagio sei speziell für Liebhaber:innen klassischer Musik entwickelt worden; Soundcloud lege den Schwerpunkt auf noch unbekannte Künstler:innen.

Was kostet das? „Die Kosten für werbefreie Musik-Apps belaufen sich je nach Funktionsumfang meist auf zwischen zehn und zwanzig Euro pro Monat“, so Jana. Alternativ könne man Musik auch direkt und teilweise kostenlos über Webseiten hören, beispielsweise über www.jamendo.com (Portal für lizenzfreie Musik), www.tonspion.de, www.archive.org oder www.mixcloud.de.

„Ich bin total überwältigt von der Auswahl“, meldete ein Besucher zum Ende der Veranstaltung zurück. „Ich wusste gar nicht, was es alles gibt.“ Immer gilt jedoch: „Wer seine HiFi-Anlage zu Hause schätzt oder nur drinnen mit Kopfhörern herumlaufen möchte, soll das selbstverständlich gerne weiterhin tun“, stellte Anne Jana klar. Sie ermutige dazu, Musik- und Audio-Apps mit Neugier zu begegnen und sie als Ergänzung zum gewohnten Hörerlebnis für sich auszuprobieren. Musik über eine App zu hören, habe immer auch eine soziale Komponente: So könne man Empfehlungen folgen, seine Lieblingsmusik mit Angehörigen oder Freund:innen teilen oder sich mit Künstler:innen aktiv über deren Werke austauschen. Jana schloss augenzwinkernd: „In diesen Fällen kommt Ihre HiFi-Anlage vielleicht doch an ihre Grenzen.“

Im Anschluss an das Schwerpunktthema ließen sich viele Gäste von Ehrenamtlichen beraten und testeten an Thementischen die ARD-Audiothek und Spotify sowie Lautsprecher- und Kopfhörersysteme.

Tipps zum Thema Podcast

Glossar

Musik-und Audio-Apps: Mit diesen Apps kann man Musik und/oder Podcasts auf dem Smartphone oder Tablet hören.

Streamingplattform [gesprochen „strieming“ von engl. „stream“, strömen, fließen]: Videos, Podcasts und Musik werden in kleine Stücke zerlegt und dann direkt aus dem Internet auf Smartphone und PC geschickt. So kann man schon hören oder schauen, noch während der Rest geladen wird. Das merkt man in der Regel erst bei einer langsamen Internetverbindung: Dann „ruckeln“ die Beiträge.