Vierter Smart City-Kongress in Leipzig beschäftigt sich mit Verstetigung und Übertragbarkeit von Projekten
Drei Tage intensiven Austauschs, der Vernetzung und Zusammenarbeit: Dafür stand der vierte Kongress der Modellprojekte Smart Cities (MPSC) vom 23. bis 25. April in Leipzig, zu dem auch Anne Jana, Michael Kottusch und Christopher Müller von Smart City Eichenzell angereist waren. Mit gut 230 Vertreter:innen aus Kommunen, Politik, Stadtentwicklung und Forschung waren sie in den Räumen des Leipziger Kunstkraftwerks zusammengekommen, um gemeinsam an Smart City-Ideen zu arbeiten.
Digitalisierung geht nur mit den Kommunen
„Die Kommunen nehmen im Rahmen von Smart City digitale Lösungen zunehmend selbst in die Hand. Das ist wichtig, denn ohne sie wird es keine Fortschritte bei der Digitalisierung Deutschlands geben“, sagte Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig und Vizepräsident des Deutschen Städtetags, in seiner Eröffnungsrede. Um sie darin zu unterstützen, brauche es analoge Orte wie den aktuellen Kongress zur Vernetzung der Kommunen untereinander. Nur so könnten intern Kompetenzen entwickelt und Doppellösungen vermieden werden. Dabei eine die Kommunen das gemeinsame Verständnis, dass Digitalisierung kein Selbstzweck sei, sondern immer dem Menschen und der Verbesserung von Lebensqualität diene. So würden beispielsweise auch die Teilhabemöglichkeiten von Bürger:innen durch das Programm gestärkt und damit die Demokratie auf breitere Füße gestellt.
Renate Mitterhuber, Leiterin des Referats Smarte Städte und Regionen im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, ergänzte: „Wir sind uns bewusst, dass sich die Rahmenbedingungen in den Kommunen teilweise stark unterscheiden und es für die Mitarbeitenden nicht immer leicht ist, eine Maßnahme auf die Straße zu bringen.“ Es sei zudem ein komplexes Programm, das sich nicht leicht in drei Sätzen erklären lasse. Sei der Nutzen für alle aber erst einmal verstanden, könne man sich der Wirkkraft des Projekts nicht mehr entziehen.
Wie Smart City allen Kommunen zugutekommen soll
Im Anschluss waren die Ideen der Teilnehmer:innen gefragt. In insgesamt neun sogenannten „Werkstätten“ und sechs Arbeitsgruppen arbeiteten sie an konkreten Kooperationsvorhaben. Als roter Faden erwiesen sich die Fragen: Was braucht es, um Ungleichheiten zwischen den Kommunen an Ressourcen, Kompetenzen und Vorbedingungen auszugleichen? Wie können Maßnahmen auch nach Ende der Förderung verstetigt und von anderen Kommunen leicht übernommen werden? Die Antworten aus so verschiedenen Workshops wie „Raumwirkung und Digitalisierung“, „Replikation und Wissenstransfer“, „City Apps“, „Daten sammeln und Entscheidungen für morgen treffen“ und „Digitale Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung in der Smart City“ ähnelten sich trotz unterschiedlicher Herangehensweisen:
- Strukturen schaffen, Ressourcen teilen: zum Beispiel in einer Anwendergemeinschaft unter Führung von Eichenzell, Bad Belzig und Koblenz-Mayen zur Weiterentwicklung und Verstetigung von City-Apps.
- Standards etablieren: zum Beispiel durch Schnittstellen, damit digitale Lösungen deutschlandweit kompatibel sind.
- Wissenstransfer ermöglichen: zum Beispiel durch eine Online-Plattform mit Archiv, auf der Smart Cities sich gegenseitig über Entwicklungsprozesse informieren können und auch Neueinsteiger:innen schnelle Orientierung erhalten.
- Digitalisierung in der Bürgerschaft verankern und so die Zahl der Multiplikator:innen von Smart City-Ideen erhöhen: zum Beispiel in sogenannten „Ankerorten“, zu denen auch der geplante smarte Begegnungsraum in Eichenzell gehören wird
- Transparenz schaffen, Qualität garantieren: zum Beispiel durch Gütesiegel für im Rahmen von Smart City entwickelte Open Source-Lösungen
Ganz in diesem Geiste stellten zahlreiche Smart Cities während des Kongresses ihre Lösungen in einer Ausstellung und bei Live-Demonstrationen vor und gaben ihre Lehren aus Maßnahmen an Interessierte weiter. In Leipzig konnten zudem zwei smarte Quartiere – Matthäikirchof und die Baumwollspinnerei – sowie das neu eröffnete Smart City Lab besichtigt werden.
„Das Programm war vielfältig und interessant“, so das Fazit des Teams von Smart City Eichenzell. „Die Themen Verstetigung und Wissenstransfer kann man gar nicht früh genug mitdenken. Außerdem bündeln wir unsere Kräfte in einigen Projektfeldern nun mit anderen Kommunen und wollen diesen Rückenwind in den kommenden Monaten nutzen.“