Von Legomännchen und rätselhaften Sonnen

Gelungener Start des inklusiven Digitalcafés von Smart City Eichenzell und antonius

„Hier sind ja so viele junge Menschen, bin ich hier richtig?“, zögerte eine ältere Besucherin beim Eintritt in den Gewölbekeller des Eichenzeller Herrenhauses und erhielt gleich die Bestätigung: „Ja, Sie sind richtig. Digitalisierung geht uns schließlich alle an – Jung und Alt, Menschen mit Behinderung und ohne, Anfänger:innen und Fortgeschrittene.“ Beruhigt setzte sich die Frau zu den gut 20 Teilnehmer:innen der Veranstaltung und vertiefte sich sogleich in ihr Smartphone. Das gehörte an diesem Abend zum guten Ton, ging es beim Auftakt des inklusiven Digitalcafés am 24. Januar doch genau darum: zu lernen, mit dem eigenen Smartphone besser umzugehen. Veranstalter des neuen Formats – bestehend aus Vortrag und Digitalberatung – waren Smart City Eichenzell, das Herrenhaus (antonius) und Leben und Arbeiten in Eichenzell e.V.

„Wir wollen mit unserem Digitalcafé digitale Themen alltagsbezogen, niedrigschwellig und unterhaltsam vermitteln“, begrüßte Anne Jana von Smart City Eichenzell die Gäste und bedankte sich für die zahlreichen Rückmeldungen aus den Digitalisierungskursen, die zur Entwicklung des neuen Veranstaltungsformats beigetragen hätten. „Viele von Ihnen haben sich von uns eine individuelle und langfristige Beratung bei Problemen mit Ihren Smartphones gewünscht. Diesem Auftrag kommen wir nun nach und hoffen, dass sich das Digitalcafé in den kommenden Monaten als erfolgreiches ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘-Modell in der Gemeinde etabliert.“

Laura Albrecht, Inklusionsnetzwerkerin bei antonius, unterstrich den Aspekt der Begegnung: „Das Digitalcafé soll ein Lernort, aber auch ein Ort des Austauschs und geselligen Miteinanders sein, wo sich Eichenzeller:innen mit unterschiedlichen Hintergründen in entspannter Atmosphäre begegnen und ihr Wissen vertiefen und teilen können.“ Die Auswahl der Themen und Referent:innen orientiere sich dabei vorrangig an den Interessen der Besucher:innen.

Tipps und Tricks vom Fotoprofi

Michael Werthmüller, Fotograf und Dozent der VHS-Digitalisierungskurse, war beim Vortragsthema „Fotografieren und Videos erstellen mit dem Smartphone“ als Referent sichtlich in seinem Element. Er ermunterte die Anwesenden, gleich ihre Smartphones zu zücken und mitzumachen und blieb auch während einer kleinen Technikpanne entspannt. „Früher musste man eine schwere Kamera mit sich herumschleppen und hatte sie im richtigen Moment doch nicht parat. Mit dem Smartphone tragen Sie heutzutage eine leistungsfähige Foto- und Videokamera im Hosentaschenmaß bei sich, die auch spontan gute Bilder möglich macht, vor allem bei Tageslicht“, beschrieb er die Vorzüge des Smartphones. Anschließend erläuterte er den Zuhörenden, wie sie mit kleinen Tricks sofort bessere Bilder hinbekommen können (siehe Infokasten). Auch die Nachteile verschwieg der Referent nicht: „Zoomen Sie damit lieber nicht an Objekte heran. Diese Bilder werden meist schnell pixelig, da die Auflösung verringert wird. Bewegen Sie sich, gehen Sie näher oder auch mal in die Knie! Das hilft Ihren Bildern und auch Ihren Gelenken.“

Zur allgemeinen Erheiterung demonstrierte er anhand von zwei Legomännchen, wie man den Vorder- oder Hintergrund scharf stellt. „Sehen Sie die Sonne?“, fragte er anschließend und erntete verwunderte Blicke an die Kellerdecke. Gemeint war jedoch das Sonnensymbol der Kamera, mit dem sich die Helligkeit manuell verändern lässt. „Jetzt habe ich mein Smartphone schon so lange, aber die Sonne war mir bislang immer ein Rätsel“, kommentierte eine Zuhörerin und viele nickten zustimmend. Für einen besonders großen Aha-Effekt sorgte die Panoramabildfunktion, mit der Werthmüller ein Bild fast des Gewölbekellers samt fast allen Anwesenden auf die Leinwand zauberte.

Für Videos gälten grundsätzlich die gleichen Grundregeln wie fürs Fotografieren: „Filmen Sie möglichst aus der Nähe, bewegen Sie sich langsam und gleichmäßig und sorgen Sie für einen sicheren Stand – schon der eigene Atem macht uns oft einen Strich durch die Rechnung und verwackelt das Bild.“ Praktisch seien deshalb kleine, leichte Stative, die mittlerweile kostengünstig zu erwerben seien und in Rucksack oder Tasche nicht viel Platz einnähmen.

Referent Michael Werthmüller erläuterte, wie man mit dem Smartphone gute Bilder machen kann.

Die Berater:innen mit Fragen gelöchert

Der kurzweiligen halben Stunde Vortrag folgte eine freie Beratungszeit für individuelle Anliegen rund um das Thema Smartphone. Das Angebot nutzten so viele Besucher:innen, dass die Ehrenamtlichen und Digitallots:innen an den sechs Beratungspunkten ordentlich ins Schwitzen kamen und spontan weitere Lots:innen einsprangen, die eigentlich nur als Besucher:innen gekommen waren.

Das Fazit der Veranstalterinnen war entsprechend positiv. „Gute Stimmung, viele begeisterte Rückmeldungen, ein fast geplündertes Buffet und Beratungen bis zur letzten Minute der Veranstaltung: Wir haben mit der Veranstaltung offenbar einen Nerv getroffen, der Bedarf nach einem solchen Format ist definitiv da“, so Anne Jana und Laura Albrecht. „Wir sind nun gespannt auf die folgenden Veranstaltungstermine und freuen uns darauf, gemeinsam mit den Eichenzeller:innen viele spannende und lehrreiche Digitalcafé-Abende zu gestalten.“

Tipps & Tricks für die Smartphonekamera

Die nächsten Termine für 2024: 19. Februar, 7. März, 11. April, 9. Mai, 6. Juni, 4. Juli, 5. September, 10. Oktober, 7. November, 5. Dezember (Änderungen vorbehalten). Jeweils von 18-20 Uhr im