„Googeln Sie das! Aaargh, oder vielleicht auch nicht!“ – großes Gelächter, als Anne Jana von Smart City Eichenzell im Gewölbekeller des Eichenzeller Herrenhauses selbst in die Falle tappte. Denn just die Suchmaschine Google sollte beim ersten Digitalcafé des Jahres 2025 am 21. Januar einmal nicht eingesetzt werden. Mit dem Thema „Hilfe zur Selbsthilfe: online recherchieren“ wollten die Veranstalter von Smart City Eichenzell, dem Herrenhaus (antonius) sowie Leben und Arbeiten in Eichenzell e.V. den gut 30 Zuhörern alternative Suchmaschinen vorstellen und zeigen, wie man im Internet zielführender sucht und verlässliche Informationen erkennt.

Unschlagbar schnell: Online-Recherche hat viele Vorteile
„Wer hat zu Hause noch Nachschlagewerke in Buchform stehen?“, eröffnete Anne Jana den Themenabend und betonte angesichts zahlreicher gehobener Hände: „Gegen ein gutes Lexikon ist auch heutzutage nichts einzuwenden“. Wer aber Informationen zu aktuellen Entwicklungen suche, spezifische Fragen habe oder sich mit Gleichgesinnten austauschen wolle, der werde im Internet eher fündig. „Das Internet ist die größte Wissensquelle unserer Zeit. Die meisten Quellen kosten nichts und stehen – zumindest in Ländern ohne Internetzensur – grundsätzlich allen Menschen mit Onlinezugang offen“, so Jana. „Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Zeitersparnis: Einmal geblinzelt und Sie erhalten Antworten auf nahezu alle Fragen – so schnell können Sie im Lexikon gar nicht blättern.“
Wenn Spinnen durch das Internet krabbeln: So funktioniert eine Suchmaschine
Um im riesigen World Wide Web* die berühmte Nadel im Heuhaufen zu finden, gibt es Suchmaschinen wie Google, Bing und Yahoo! Die kostenlosen Programme durchsuchen das WWW nach Inhalten oder Schlagworten und listen nach wenigen Sekunden Hunderte, Tausende oder sogar Millionen von Ergebnissen auf. Wie geht das?
„Suchmaschinen arbeiten in drei Schritten“, erläuterte Jana. Zunächst kämen sogenannte „Crawler“* oder „Spider Bots“* zum Einsatz: kleine Programme, die das Internet pausenlos nach Daten durchforsteten und die Inhalte und Strukturen von Webseiten analysierten. Im zweiten Schritt erstelle die Suchmaschine mit diesen Ergebnissen einen Index. „Stellen Sie ihn sich wie den Katalog einer Bibliothek vor, nur mit Webseiten. Wenn Sie ein Buch suchen, durchsuchen Sie den Katalog nach Autor, Titel oder Schlagwort, aber Sie nehmen nicht jedes einzelne Buch im Raum in die Hand. Analog dazu durchsucht eine Suchmaschine nicht das gesamte Internet, sondern nur noch ihren Index.“
Im dritten Schritt bringe die Suchmaschine die Ergebnisse in eine Reihenfolge, das sogenannte „Ranking“*. „Hier wird es spannend“, sagte Jana. „Denn jede Suchmaschine nutzt dafür eigene Algorithmen* und sortiert die Ergebnisse nach ganz bestimmten Kriterien.“ Dazu gehöre unter anderem, für wie relevant eine Seite eingeschätzt werde, wie aktuell sie sei oder wie häufig eine prominente Webseite auf eine andere verlinke, oder frühere Suchverläufe. Die genauen Kriterien seien häufig nicht transparent.

Warum es problematisch ist, nur Google zu nutzen
Bei der Suche im Internet ist für 85 Prozent aller Deutschen Google die erste Adresse – auf dem Smartphone nutzen es sogar 98 Prozent. „Warum auch nicht, könnte man fragen. Google liefert gute Suchergebnisse und das übersichtlich, schnell und bequem“, räumte Jana ein. Jedoch sei vielen Menschen nicht klar, dass Google systematisch die Suchbegriffe der Anwender auswerte, um ihnen personalisierte Werbung anzubieten. Selbst sensible Suchanfragen wie nach Krankheitssymptomen speichere der Großkonzern und lege damit detaillierte Profile der Nutzer an. Diese würden auch mit Drittanbietern geteilt. „So bequem Google uns auch erscheint, wir bezahlen dafür mit unseren Daten und unserer Privatsphäre“, so Jana.
Daneben schneidere Google – wie auch andere große Suchmaschinen wie Bing oder Yandex – Suchergebnisse auf die vermeintlichen Interessen der Nutzer zu. „Auf diese Weise entstehen sogenannte Filterblasen*“, warnte Jana. Dort würden nur noch bestimmte Inhalte angezeigt, die zum eigenen Weltbild passten, und davon abweichende Meinungen ausgeblendet. Mit weitreichenden Folgen: Wer sich beispielsweise in einer politischen Haltung immer wieder bestätigt fühle, laufe Gefahr sich zu radikalisieren. Ein Testlauf mit den Smartphones der Besucher der Veranstaltung zeigte: Schon bei der Suche nach dem unverfänglichen Begriff „Digitalcafé“ glich keine Rankingliste der anderen, obwohl die Suchmaschine die gleiche war.
Alternative Suchmaschinen punkten mit Datensicherheit und Spezialfunktionen
Wer seine Privatsphäre schützen möchte, kann auf Suchmaschinen wie DuckDuckGo, Qwant oder Startpage ausweichen. „Diese Suchmaschinen finanzieren sich zwar auch über Werbung, speichern aber keine persönlichen Daten und auch keine Suchverläufe“, so Anne Jana. Filterblasen und personalisierte Werbung gebe es daher nicht.
Die Ansätze von Suchmaschinen seien grundsätzlich sehr unterschiedlich: So nutzten Meta-Suchmaschinen wie MetaGer viele verschiedene Quellen und kombinierten Suchergebnisse. Startpage dagegen greife auf Google-Ergebnisse zurück, anonymisiere diese aber, sodass Daten von Nutzern nicht verfolgt werden könnten. Ökologische Suchmaschinen wie Ecosia verwendeten Gewinne für Umweltprojekte. Daneben gebe es Nischensuchmaschinen, etwa für bestimmte Zielgruppen (FragFinn für Kinder) oder Themen (etwa die wissenschaftlichen Suchmaschinen PubMed und Wolfram Alpha oder www.gelbeseiten.de).

Höhere Trefferquote dank spezifischer Suchbegriffe und Sonderzeichen
Wer in eine große Suchmaschine den Begriff „Hund“ eingibt, erhält schnell mehrere Millionen Ergebnisse angezeigt. Darunter: Seiten über Hunderassen, Hundefutter, Tierheime, Angriffe von Hunden, Unternehmen und Musikbands mit dem Begriff im Namen bis hin zu Wurmkuren. „Das hilft Ihnen nicht wirklich weiter, der Suchbegriff ist viel zu ungenau“, sagte Anne Jana. Die Lösung seien sogenannte Suchoperatoren: zusätzliche Zeichen oder Eingaben, die man ins Suchfeld eintragen könne, um die Ergebnisse zu konkretisieren und einzugrenzen. „Mit nur wenigen Anpassungen wird Ihre Trefferquote deutlich steigen“, so Anne Jana.
Hier eine Auswahl:
- Anführungszeichen: Setzen Sie Begriffspaare oder Zitate in Anführungszeichen, sucht die Suchmaschine nach Seiten, in denen genau diese Wortfolge vorhanden ist („Köln besiegt Düsseldorf“)
- Wollen Sie Seiten finden, die mehrere Suchbegriffe enthalten, setzen Sie ein UND dazwischen (Hund UND Pudel UND weiß)
- Wollen Sie Begriffe ausschließen, setzen Sie ein Minuszeichen voran (Reise –Luxus)
Einige Suchmaschinen bieten erweiterte Suchfunktionen an, beispielsweise nach Bildern, Videos, Nachrichten oder Karten. Dort können Sie Ergebnisse auch nach Sprache („Seiten auf Deutsch“) oder Zeit („letzte 24 Stunden“) filtern.

Bei Suchergebnissen Aktualität und Quelle überprüfen
Leider ist nicht jedes Suchergebnis glaubwürdig. „Einige Ergebnisse tauchen ganz oben in der Liste auf, sind aber von Unternehmen bezahlte Werbung“, so Anne Jana. „Sie sind meist durch Begriffe wie ‚gesponsert‘ oder ‚Anzeige‘ gekennzeichnet.“ Auf Angaben auf Webseiten von Behörden, Universitäten oder renommierten Organisationen und Medien könne man sich im Allgemeinen verlassen. Doch auch hier sollte man überprüfen, wie alt die Seite sei und im Zweifelsfall mehrere Quellen zu Rate ziehen oder unterschiedliche Suchmaschinen ausprobieren. Und: „Leider können auch bei Suchergebnissen Seiten auftauchen, die Schadprogramme enthalten“, warnte Jana. „Wie immer gilt daher: Öffnen Sie keine verdächtigen Links, laden Sie keine Daten aus unbekannten Quellen herunter und werden Sie hellhörig, wenn Sie persönliche Daten eingeben sollen.“
Im Anschluss an den Vortrag testeten die Gäste an Thementischen Suchmaschinen und ließen sich von Ehrenamtlichen beraten.
Neues Logo und veränderte Abläufe: das Digitalcafé 2025
Für das Jahr 2025 gibt es rund um das Digitalcafé einige Neuerungen: Um den Wiederkennungswert des Digitalcafés zu erhöhen, haben die Veranstalterinnen von Smart City Eichenzell und antonius gemeinsam ein Veranstaltungslogo entwickelt. „Smartphone-Wissen und geselliger Austausch: Dafür steht das Digitalcafé und das sollte sich auch im Logo widerspiegeln“, so Anne Jana. Es sei bewusst schlicht gehalten und richte sich an keine bestimmte Zielgruppe. Um neuen Gästen den Einstieg in das Digitalcafé zu erleichtern und Inhalte besser im Gedächtnis zu verankern, würden von nun an am Anfang jeder Veranstaltung grundlegende Begriffe erklärt und durch Quizfragen das vorangegangene Thema wiederholt.

Foren* (nicht nur) für Senioren:
- Hilfe für Besitzer von Android-Smartphones: https://support.google.com (offizielle Seite) oder https://www.android-hilfe.de (unabhängiges Forum)
- Für iPhones: https://support.apple.com/de-de/iphone
- https://www.handy-faq.de/forum/
- https://www.forum-fuer-senioren.de
- https://www.seniorentreff.de
*Glossar
World Wide Web [engl. für „weltweites Netz“, gesprochen wörld weid webb]: ein Dienst im Internet, der multimediale Inhalte wie Webseiten bereitstellt. Die Nutzer des „WWW“ können weltweit Informationen suchen, abrufen und austauschen.
Crawler [engl. für „Kriechtier“, gesprochen kroler]: ein Computerprogramm, das das World Wide Web nach Daten durchsucht. Crawler analysieren Inhalte und legen Informationen in Indexen von Suchmaschinen ab.
Spider Bots [engl. für „Spinnenroboter“, gesprochen speida bots]: siehe Crawler
Ranking [engl. für „Rangliste“, gesprochen ränking]: Die Reihenfolge, in der eine Suchmaschine Webseiten anzeigt
Algorithmen: Ein Algorithmus ist eine Anleitung, die die Einzelschritte vorgibt, wie man ein bestimmtes Problem lösen kann (auch ein Kochrezept ist ein Algorithmus!). In der Informatik sind Algorithmen Programme, die Computer und Maschinen steuern.
Filterblase [englisch filter bubble, gesprochen filter babbl]: Internetnutzer erhalten durch personalisierte Algorithmen nur noch Informationen, die ihren bereits bestehenden Ansichten und Vorlieben entsprechen, andere werden ausgeblendet.
Foren: Online-Plattformen, auf denen Menschen Fragen stellen, sich austauschen und Erfahrungen teilen können.